Stärkung der Mundmuskeln: Aktivatoren, Bionatoren und andere Fitnessgeräte im Fokus
Es gibt funktionskieferorthopädische Geräte (FKO-Geräte), wie Bionator, Aktivator oder Funktionsregler, die bereits seit langer Zeit existieren. Diese werden durch körpereigene Muskelkräfte aktiviert und helfen nicht nur, falsche Haltungen von Zunge oder Lippen zu korrigieren, sondern auch, dass Zähne und Kiefer richtig wachsen.
Das Wunderwerk des Körpers: Über 100 Muskeln arbeiten zusammen
Wussten Sie, dass mehr als 100 Muskeln aktiv sind, wenn wir sprechen? Der Großteil dieser Muskeln befindet sich im Mund- und Gesichtsbereich, einschließlich der Zungen-, Lippen- und Wangenmuskeln. Zusammen mit unseren Zähnen und Kiefern bilden sie ein komplexes System, das nicht nur für das Sprechen, sondern auch für das Kauen und Schlucken verantwortlich ist.
Weichgewebe bewegt Hartgewebe und umgekehrt, und sie bilden eine perfekt aufeinander abgestimmte Funktionseinheit. Dieses System ist nicht auf unseren Mund und unser Gesicht beschränkt, sondern interagiert eng mit dem Rest unseres Körpers.
Muskuläre Dysfunktionen: Potenziell schwerwiegende Konsequenzen
Wenn das Muskelsystem aus dem Gleichgewicht gerät, kann das schwerwiegende Auswirkungen haben, insbesondere wenn der Körper noch im Wachstum ist. Bei Kindern kann dies Kettenreaktionen auslösen, die zu Entwicklungsstörungen der Zähne, des Kiefers oder des Gesichts sowie zu negativen Auswirkungen auf die Statik und Funktion der Wirbelsäule führen können.
Die Zunge, Lippen und Wangen beeinflussen die Entwicklung von Zähnen und Kiefern erheblich. Sie bestimmen, wie Zähne im Kiefer durchbrechen, welche Stellung sie einnehmen und wie Ober- und Unterkiefer zueinander positioniert sind.
Fehlhaltungen oder muskuläre Fehlfunktionen können die Entwicklung des Gebisses stören. Schlechte Angewohnheiten wie Daumenlutschen, Einsaugen der Wangen oder Nägelkauen können im Laufe der Zeit ebenfalls zu Fehlstellungen von Zähnen und Kiefern führen. Wenn diese unbehandelt bleiben, drohen lebenslange Folgen.
Funktionskieferorthopädische Geräte: Die Lösung für gesunde Zähne
Funktionskieferorthopädische Apparaturen (FKO-Geräte) können bei muskulären Fehlfunktionen helfen und das harmonische Wachstum des Mund-Gesichtsbereichs fördern. Diese Apparaturen nutzen körpereigene Muskelkräfte, die auch beim Sprechen, Kauen und Schlucken eingesetzt werden.
Das FKO-Gerät erzeugt bei jeder Aktivierung durch die Wangen-, Zungen- und Lippenmuskulatur Reize, die die Umstellung der muskulären Funktionsmuster bewirken. Eine regelmäßige Anwendung der kieferorthopädischen Behandlung führt schließlich auch zum Umbau der knöchernen Strukturen. Dabei passt sich die Form der Funktion an und Zähne und Kiefer passen sich an.
Welche Arten von FKO-Geräten existieren?
In der kieferorthopädischen Behandlung werden FKO-Geräte schon seit langer Zeit erfolgreich eingesetzt, insbesondere in Europa. Die Begründer der Funktionskieferorthopädie waren die Zahnärzte Viggo Andresen und Karl Häupl, die vor fast 100 Jahren das erste Trainingsgerät für die Mundmuskeln – den Aktivator – entwickelt haben. Europa verfügt über einen reichen Erfahrungsschatz im Umgang mit diesen Apparaturen, da viele der Gerätevariationen wie der Bionator nach Balters, der Funktionsregler nach Fränkel, der Twin Block nach Clark oder das Herbst-Scharnier europäische Entwicklungen sind, die bis heute erfolgreich angewendet werden.
Wirkung von FKO-Geräten unabhängig von der Art der Apparatur
Funktionskieferorthopädische Geräte sind vielseitig einsetzbar und können sowohl im Ober- als auch Unterkiefer eingesetzt werden, um das Wachstum und die Lage der Kiefer zueinander zu steuern. Die meisten dieser Geräte sind herausnehmbar, können aber auch an einer festen Zahnspange befestigt sein. Üblicherweise bestehen sie aus einem Kunststoffkörper, der mit verschiedenen Drahtelementen und Metallbögen verbunden ist. Das Design variiert je nach Wirkungsweise. Wenn beispielsweise der Unterkiefer zu weit zurückliegt, kann das Gerät das Wachstum des Unterkiefers fördern und gleichzeitig das des Oberkiefers hemmen. Der umgekehrte Effekt ist ebenfalls möglich. Zudem können die Geräte verwendet werden, um die Wangen oder Lippen von den Zähnen fernzuhalten oder um die Funktion der Zunge zu aktivieren.
Lose oder fest: Die Wirkung bleibt garantiert
Funktionskieferorthopädische Geräte beeinflussen das Wachstum und die Position des Ober- und Unterkiefers. Diese Geräte können entweder herausnehmbar oder an einer festen Zahnspange wie der Bracket- oder Multiband-Apparatur befestigt sein. Ein Kunststoffkörper verbindet beide Kiefer miteinander und wird durch verschiedene Drahtelemente und Metallbögen verstärkt. Das Design der FKO-Geräte variiert je nach Wirkungsweise. Wenn beispielsweise der Unterkiefer zu weit zurückliegt, wird sein Wachstum gefördert und gleichzeitig das Wachstum des Oberkiefers gehemmt. Die FKO-Geräte können auch dazu verwendet werden, die Zungenfunktion zu aktivieren oder Wangen und Lippen von den Zähnen fernzuhalten.
Wann ist der optimale Zeitpunkt für eine Funktionskieferorthopädie-Behandlung?
Es ist wichtig, kraniofaziale Fehlfunktionen frühzeitig zu erkennen, um effektiv dagegen vorgehen zu können. Dies gilt auch für das Abgewöhnen von schlechten Angewohnheiten wie Daumenlutschen oder Zungenfehlfunktionen. Eine rechtzeitige Diagnose ermöglicht eine angemessene präventive oder frühe therapeutische Intervention. Das Alter und der Entwicklungsstand des Gebisses sowie die Art und Ausprägung der vorliegenden Fehlfunktionen sind entscheidend.
In einigen Fällen kann eine kieferorthopädische Behandlung bereits im Milchgebiss erforderlich sein, um starke Asymmetrien zu vermeiden. Wenn beispielsweise ein Kreuzbiss mit Zwangsbiss auf einer Seite des Gebisses vorliegt, sollte frühzeitig regulierend eingegriffen werden, um die Entwicklung des Gebisses nicht zu beeinträchtigen.
Der beste Zeitpunkt für den Einsatz von FKO-Geräten ist jedoch die späte Phase des Übergangs vom Milch- zum bleibenden Gebiss. In diesem Entwicklungsstadium weisen die Gewebe und knöchernen Strukturen eine hohe Umformbarkeit auf, sodass das Wachstum, der Zahndurchbruch und die Entwicklung der Kiefer optimal genutzt werden können.
Jugendliche, die ihre bleibenden Zähne bereits haben, können mit funktionskieferorthopädischen Geräten behandelt werden, solange ihr Zahnwechsel noch relativ frisch ist. Da sie jedoch nur noch begrenztes Wachstum aufweisen und die Umformbarkeit der Gewebe und knöchernen Strukturen zunehmend abnimmt, werden bei ihnen in der Regel festsitzende Zahnspangen oder Aligner verwendet.
Optimale Behandlungserfolge durch Teamarbeit und Expertenwissen
Der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie ist der Experte, der das Gerätedesign und Behandlungsziel festlegt. Er weiß genau, welche Maßnahmen erforderlich sind, um eine bestimmte Entwicklung der Zahnbögen zu erreichen. Dazu kann er zum Beispiel Biegungen in die Drähte einbringen oder den Kunststoffkörper der Zahnspange beschleifen, um die Richtung für einzelne Zahnbewegungen vorzugeben. Sein Fachwissen ist entscheidend für den Erfolg der Behandlung.
Um Fehlentwicklungen der Zähne und Kiefer vorzubeugen oder sie erfolgreich zu behandeln, ist Teamwork gefragt. Eine ganzheitliche Behandlung, die die Ursachen der Störungen aufdeckt und entsprechend behandelt, ist der Schlüssel zu langfristigem Therapieerfolg. Zu diesem Zweck arbeitet der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie eng mit Vertretern anderer Fachdisziplinen wie Logopädie, HNO-Heilkunde, Funktionstherapie (durch Physiotherapeuten, Osteopathen oder Manualtherapeuten) oder Orthopädie zusammen. Durch die enge Zusammenarbeit werden funktionelle Störungen erkannt, ihre Auswirkungen gestoppt und eine gezielte Therapie durchgeführt.